„Leistung macht Schule“ – Auftakt für 21 Schul-Netzwerke in NRW
Mit einer Auftakttagung starteten am Montag (04.09.23) die nordrhein-westfälischen Akteure des bundesweiten Forschungs- und Schulentwicklungsprojekts „Leistung macht Schule“ (LemaS) ihre Zusammenarbeit in der 2. Förderphase (LemaS-Transfer). Im Essener Haus der Technik trafen sich Schulleitungen und Lehrkräfte der rund 130 beteiligten Grund- und weiterführenden Schulen in NRW mit Wissenschaftler/-innen und Projektmitarbeitenden der beteiligten Universitäten und des Landeskompetenzzentrums für Individuelle Förderung sowie Vertreter/-innen der Bezirksregierungen.
Dr. Urban Mauer, Staatssekretär im Ministerium für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen, würdigte die engagierte Umsetzung der Initiative in NRW und bedankte sich in seinem Grußwort bei allen Beteiligten: „Die Förderung von Begabungen ist eine wichtige Aufgabe, denn die Stärken und Kompetenzen junger Menschen sind die wichtigsten Ressourcen unserer Zukunft. […] Diese Tagung markiert nicht nur den Auftakt zur zweiten Phase von LemaS, sie markiert vor allem auch die Weiterentwicklung eines erfolgreichen Konzepts zur Förderung von individuellen Begabungen junger Menschen.“
Prof. Dr. Christian Fischer, Erziehungswissenschaftler und Begabungsforscher an der Universität Münster, führte die Teilnehmenden am Vormittag in die bundesweite Programmstruktur des Forschungsverbundes LemaS für die bis Ende 2027 angelegte Transferphase ein. Gemeinsam mit Kolleg/-innen beteiligter Hochschulen stellte er die vier Schwerpunkte zur Potenzial- und Stärken-förderung vor, in denen die Schulen durch den Forschungsverbund kontinuierlich weiterqualifiziert werden, um Schul- und Unterrichtsentwicklungsprozesse an ihren Einzelschulen weiter voran-zutreiben. Eine begabungsförderliche Schulkultur, die die Potenziale und Leistungsfähigkeit aller Schüler/-innen in den Blick nimmt, ist das übergeordnete Ziel der gemeinsamen Arbeit. Darüber hinaus geht es in den 21 schulischen LemaS-Netzwerken um die fachübergreifende Individualisierung des schulischen Unterrichts sowie die fachspezifische Gestaltung eines potenzialorientierten Unterrichts im mathematisch-naturwissenschaftlichen und sprachlichen Bereich.
Christian Fischer: „Bildungsgerechtigkeit spielt gerade auch in der individuellen Begabungsförderung eine wichtige Rolle. Wir können und müssen deutlich mehr Potenziale heben und entwickeln, insbesondere wenn sie sich bei Kindern aus bildungsbenachteiligten Lagen oder mit Beeinträchtigungen nicht direkt oder nur durch glückliche Umstände zeigen. Alle Schüler/-innen haben ein Recht auf die Entwicklung und Entfaltung ihrer Begabungen und Talente und wir brauchen sie für eine nachhaltige und verantwortungsvolle Gestaltung unserer gesellschaftlichen Zukunft.“
Die ausgezeichneten Konzepte, die in der ersten Projektphase gemeinsam mit den Schulen entwickelt wurden, werden nun in die Breite gebracht. Dafür qualifizieren die beteiligten Hochschulen Multiplikator/-innen in Schulnetzwerken und begleiten diese im Rahmen ihrer Netzwerkarbeit mit neuen Schulen. Fischer: „Wir wollen zudem auch genauer erforschen, unter welchen Bedingungen dies besonders erfolgreich gelingt, damit die Konzepte in die Breite der Schullandschaft gebracht werden können.“
Unterstützt und beraten werden die Netzwerke in NRW darüber hinaus durch das Landeskompetenz-zentrum für Individuelle Förderung an der Universität Münster mit verschiedenen Angeboten zur pädagogischen Diagnostik, individuellen Lernbegleitung und Projekten des transformativen Lernens.
An Marktständen der Projektverantwortlichen konnten sich Schulleitungen und Lehrkräfte an-schließend näher informieren und mit Expert/-innen aus Schule und Wissenschaft in den Austausch treten. Am Nachmittag trafen die 21 neuen LemaS-Schulnetzwerke mit den Fachberatungen und Netzwerkbegleiter/-innen ihrer jeweiligen Bezirksregierung zusammen, um sich auszutauschen, gemeinsame Themen zu identifizieren und künftige Arbeitsweisen zu vereinbaren.
Die ganztägige Veranstaltung endete mit einem kollegialen Get-together und bezirksübergreifendem Austausch und Vernetzung.
Hintergrund
Nachdem in der 1. Förderphase (2018-2023) sogenannte LemaS-P³rodukte für eine begabungs-förderliche Schul- und Unterrichtsgestaltung in gemeinsamer Arbeit von Schulen und Wissenschaft entwickelt wurden, werden diese Ergebnisse in der 2. Förderphase (2023-2027) „Transfer in die Schullandschaft“ vertieft und in die Breite der deutschen Bildungslandschaft getragen. Schulen der 1. Phase arbeiten hierzu als Multiplikator/-innen mit neuen Schulen zusammen und geben Erfahrungen, Haltungen, Wissen und Praxisbeispiele zur individuellen Förderung von Potenzialen und Stärken von Schüler/-innen weiter. Begleitet werden die regional organisierten Netzwerke aus neuen und alten Schulen vom Forschungsverbund, der die bundesweite Begleitung und Beforschung der Transfer- und Implementationsprozesse von bis zu 1.300 Schulen übernimmt. In NRW erfolgt die Begleitung zusätzlich durch das Landeskompetenzzentrum für Individuelle Förderung (lif) und durch die Bezirksregierungen des Landes mit interaktiven Formaten, die der Vernetzung, dem Austausch und der gemeinsamen Arbeit dienen.
Die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und den sechzehn Bundesländern geförderte Initiative, deren Finanzierung auf zehn Jahre in Höhe von 125 Mio. Euro zu gleichen Teilen von Bund und Ländern übernommen wird, verfolgt, aufgeteilt in zwei Förderphasen, seit 2018 das Ziel, die Entwicklungs- und Leistungsmöglichkeiten potenziell leistungsstarker Schüler/-innen, unabhängig von Herkunft, Geschlecht und sozialem Status zu verbessern. Dies geschieht, indem individuelle Lernausgangslagen und -bedarfe ermittelt, differenzierte Fördermaßnahmen angeboten und schulische Rahmenbedingungen geschaffen werden, unter denen Lehrkräfte in ihrem Bemühen, die Lernpotenziale aller Kinder und Jugendlichen zu erkennen und zu fördern, entlastet und unterstützt werden.
Weitere Informationen:
www.lemas-nrw.net
www.lif-nrw.de
www.lemas-forschung.de/themen/lemas-transfer